Geschichte
Nostalgie und Gründungsgeschichte
Der Linthkanal ist der Wasserverbindungsweg zwischen Walensee und Zürichsee. In früheren Zeiten wurden noch Lastkähne mit Pferdegespann von einem See zum andern gezogen. Im Wandel der Zeit verlor der Linthkanal immer mehr an Bedeutung als Erwerbstransportgewässer.
In den goldenen 20er Jahren wurden nicht nur der Charleston Tanz, oder der Gassenhauer Valencia kreiert, nein auch eine kleine Gruppe Fischereibegeisterter merkten, dass in dem damals noch sauberen und gesunden Gewässer Fische aller Art, zur Bereicherung des Speisezettels umherschwammen. Um diese verknorksten‚ eher mitleidig belächelten Individuen kümmerte sich längere Zeit niemand. Diese gute alte Zeit in Sachen Fischfang dauerte nur so lange, bis der Fiskus Morgenluft witterte. Ehe sich versah, war die erste Patenttaxe auch schon da.
Diese angemessene Gebühr, sie belief sich im Jahre 1928 auf Fr. 5.-, erschütterte die Petri-Jünger auf keine Art und Weise. Fische gab es in Hülle und Fülle. Niemand machte Ihnen die Beute streitig. Der Tisch war für alle reichlich gedeckt. Es konnte sicher nicht dem Zufall zugeschrieben werden, dass die Zahl der Fischer Jahr von zu Jahr grösser wurde.
Nach diesen glücklichen Zeiten folgte eine schwere Wirtschaftskrise. Arbeitslosigkeit herrschte Land auf und ab. Diese bösen 30er Jahre machten aus der Not eine Tugend.
Den Fischern wurde nachgestellt, um billig zu etwas Essbarem zu gelangen. Zeit dazu war genügend vorhanden. Wer keine Arbeit hatte, konnte so den Tag mit Fischen nützlich verbringen. Es waren schlimme Zeiten.
Säbelgerassel machte sich an den Grenzen bemerkbar. Als im Jahre 1939 der zweite Weltkrieg ausbrach, wurde es stiller am Kanal. Die Männer wurden unter die Fahne gerufen und eine Emanzipation der Frau kannte man damals noch nicht. So folgte eine durch Aktivdienst bedingte Schonzeit.
Nach den Kriegswirren, die halb Europa in einen Trümmerhaufen verwandelten, ertönten die Friedens-Glocken am 8. Mai 1945.
Nun begann die Zeit des Wiederaufbaues, die Geschäfte florierten, Arbeit war genügend vorhanden und bessere Zeiten rückten nach.
Am Linthkanal war noch alles in bester Ordnung. Es ist eine alte Tatsache, dass die Menschen sich nur vereinen, wenn sich Unheil zusammen braut und solche düsteren Wolken bildeten sich am Horizont. In der Euphorie auf allen Arbeitsgebieten der Nachkriegszeit und mit zunehmendem Wohlstand, kamen auch die unliebsamen Nebenerscheinungen, der sogenannte Wohlstandsmüll.
Die Fischergilde wuchs in erschreckendem Masse und mit ihr die Probleme. Dazu kam die unaufhaltsame Verschmutzung der Gewässer. Eine Bevölkerungsexplosion breitete sich aus. Den Mahnfinger aus Fischer-Kreisen und Gelehrten übersah man. Von Gewässerschutz und Kläranlagen wollte man damals noch nichts wissen.
Es kam so wie es kommen musste. Durch das viele ungereinigte Abwasser wurden viele Seen zu Kloaken und die Bäche und Flüsse konnten ihre natürliche Reinigung nicht mehr bewältigen. Dessen nicht genug, für den Linthkanal braute sich ein Gewitter zusammen, die Motorboote. Waren es am Anfang einzelne Boote, wuchs auch diese Zahl kontinuierlich. Die Freizeit und Hobbykapitäne mussten ihre Luxusjachten zeigen. Tausende von Jungfischen schleuderten die Bugwellen der Sportboote aufs Trockene. Dort mussten sie kläglich verenden.
Das war für die Sportfischer des Guten zu viel. Man konnte da nicht tatenlos zusehen, wie die einst heile Welt am Kanal zu Grunde gerichtet wurde.
Auf Initiative einiger Sportfischerkollegen wurde im Herbst 1950 eine Präsenzliste im Gasthaus „Schloss Grynau " aufgelegt, in der sich jeder Fischer eintragen konnte, welcher es für nötig fand, einen Verein zu gründen. 82 Petri-Jünger waren gewillt den Kampf zu Gunsten des Linthkanals aufzunehmen.
Gestärkt durch das grosse Interesse und dem Willen zu retten was noch zu retten war, wurde an der denk-würdigen Gründungsversammlung vom 31. Dezember 1950 der Sportfischerverein Linthkanal zur Tatsache.
30 Jahre Vereinsgeschichte
Im Dezember 1980 feiert der Sportfischerverein Linthkanal sein 30jähriges Jubiläum. Ein relativ junger Verein, wenn man bedenkt, dass der Schweizerische Fischereiverband im Jahre 1983 auf eine 100jährige Tätigkeit zurückblicken kann.
Ein paar Dutzend weitsichtige Sportfischer erkannten im Jahre 1950 die Wichtigkeit, am Linthkanal einen Verein zu gründen. Im Alleingang konnten die Probleme die sich abzeichneten, nicht mehr bewältigt werden.
An der Gründungsversammlung vom 31. Dezember 1950 nahmen genau 40 Fischer teil. Ein Jahr später, bei der ersten GV zählte der Verein bereits 73 aktive Mitglieder, von denen 64 anwesend waren, in % ausge-drückt, 88 %. Im Vergleich zu heute: 350 Mitglieder an GV 1979, 78 Anwesende oder 22 %.
Als Präsidenten amtierten in diesem Drittel Jahrhundert:
1950 - 1962 Hans Pfaff, Rüti ZH
1963 - 1964 Dr. Arquint‚ Uznach
1965 - 1968 Ernst Rohrbach, Buchs ZH
1969 - 1972 Jakob Keller, Zürich
1973 - 1974 Emil Kreis, Wetzikon
1975 - 1978 Viktor Bürgler, Siebnen SZ
1979 - Paul Weber, Jona SG
Entweder waren die Nerven des ersten Vereinskapitäns unverhältnismässig besser, oder die struben Zeiten begannen erst ab 1963.
Kollege Hans Pfaff kleidete das Amt des Präsidenten bis zu seinem Ableben im Jahre 1962.
Ohne Geld konnte damals schon niemand existieren, so auch der SVL nicht. Der Jahresbeitrag des ersten Vereinsjahres wurde auf Fr 5.- inkl. Felchenessen festgesetzt. Sehr interessant gestaltete sich die Steigerung des Beitrages: 1950 = Fr. 5.- / 1960 = Fr. 6.- / 1970 = Fr. 15.- / 1980 = Fr. 25.-.
Mit dem so erworbenen Geld, konnte und kann der Verein sein Interessen gegen aussen vertreten. Dass dies nötig war, bestätigen die vielen Auseinandersetzungen seit der Gründung zum Nutzen der Fischerei.
Die Felchen zogen jedes Jahr zu Hunderttausenden zum Laichen in den Linthkanal. Aber dem Brotfisch der Berufsfischer durfte nicht nachgesetzt werden.
Nach verschiedenen Anfragen seitens des SVL bewilligte die Fischereikommission 1951 den Fang männlicher Felchen, während der Schonzeit auf Zusehen hin. Dieser Beschluss wurde gefasst, um dem stark lädierten Äschenbestand zu schonen. Fangzahlbeschränkung damals 10 Edelfische. Die ersten Früchte des Vereins konnten geerntet werden.
Ein ganz böses Kapitel, welches sich wie ein roter Faden bis zum heutigen Datum durch die Vereins-Geschichte zieht, waren die Motorboote Kanal auf und ab. Blättert man die Protokolle durch, so findet man kontinuierlich Anträge, Beschwerden und belastende Beweise infolge der Bootraserei zu Handen der Fischereikommission. Doch vorerst zeigte sich keine Wirkung. Auch nicht, als im September 1953 ein gehornischter Brief und als Beweis der Raserei, einige Jungfische mit aufgerissenen Bäuchen in Formalin, inkl. 10 namentlich aufgeführte Zeugen, dem Fischerei und Jagdverwalter Hr. Ammann gesandt wurde. Es dauerte volle 20 Jahre, dann im Jahre 1970 zeigte sich der erste Erfolg. Als grosses Positivum bewertete man die neue Verordnung über die Schifffahrt im Linthkanal.
Geschwindigkeitsbeschränkung 15 bzw. 22 km pro Std. und das Nachtfahrtverbot von abends 21:00 Uhr bis morgens 06:00 Uhr.
Am Gewässer tat sich auch verschiedenes in dieser Zeit. 1956 orientierte Hr. Ammann den Vorstand des SVL, dass beim Felchenfang gefrevelt werde, sollte diesem Missstand nicht Einhalt geboten werden, müsse dies ein Fangverbot als bittere Folge nachziehen.
Nach Angaben von Hr. Bälli, Fischereiaufseher war im laufenden Jahr 1958 der Fischeinsatz missraten. Die Angst im Nacken und eine grosse Portion Vergunst, stellten einige Fischer im Jahre 1961 den Antrag, das Anfüttern von Maden während der Äschenzeit sollte verboten werden. Dies führte zum ersten Zerwürfnis im Verein, da die andere Partei das Waten der Fliegenfischer anprangerte. Da tritt das Sprichwort wahrlich zu: „Nur die dümmsten Kälber suchen ihren Metzger selber“. Durch diese Vorkommnisse und dem Tode des ersten Präsidenten, stellte sich eine Stagnation im Vereinsleben ein.
Mit frischem Elan organisierte der Vorstand 1968 eine Pressefahrt auf dem Linthkanal. Hernach zeigte man den Zeitungsleuten Kadaver von Fischen, welche von den Booten herrührten. Dieses Unterfangen schlug sich in einem aufschlussreichen Artikel im Tages-Anzeiger und im Petri-Heil nieder.
1969 wurde das erste Vereinsabzeichen den Mitgliedern unterbreitet. Im gleichen Jahr konnte die erste Pacht, Buchenrietsee und Seitengraben getätigt werden. Nun war der Verein, Pächter eigener Gewässer. Mit Stolz und geschwellter Brust posaunte man diesen Erwerb in alle Winde. Das Ansehen des Vereins stieg wieder. Als dann im Jahre 1972 auch noch das Laichseeli gepachtet werden konnte, war die Begeisterung perfekt. Es durfte keine Zeit verstreichen und im ersten Enthusiasmus tätigte der Verein Forelleneinsätze um die schon angesetzte Eröffnung im Jahre 1975 zu keinem Fiasko werden zu lassen. Unter anderem konnten 400 selber gezogene Forellen aus dem Seitengraben, ins neu erworbene Gewässer eingesetzt werden. Alles schien gut zu laufen, als aber der Startschuss zur Fangeröffnung am 1. Juli 1975 erfolgte, ging der Schuss im wahrsten Sinne hinten hinaus. Von den erhofften Grossforellen konnten nur einige ordentlich magere Fische gelandet werden. Die Enttäuschung war vollkommen. Nichts desto trotz konnte auch dieser Niederschlag beim gemütlichen Zusammensein verdaut werden.
Mit verschiedenen Wasserproben, Analysen und Untersuchungen wollte man diesem Missertrag auf die Spur kommen, was teilweise auch gelang.
Mit dem Einsatz grösserer Forellen, die meisten über dem Fangmass, scheint eine Nahrungslücke überbrückt worden zu sein. Vor Saisonschluss gefangene Fische sind gut genährt. Es bleibt uns nur die Hoffnung, dass das Laichseeli dem Verein in Zukunft dieselbe Freude bereitet, wie der Buchenrietsee, in dem die eingesetzten Hechte, Forellen und Karpfen sehr gut gedeihen.
Zurück zum Linthkanal, 1972 konnte der Verein, unter Aufsicht von Fischereiaufseher Hr. Bälli, 2400 Forellensömmerlinge, aufgezogen im Seitengraben, im Kanal einsetzen. Ab diesem Datum wurden diese Einsätze mit kurzen Unterbrüchen alle Jahre getätigt. Nutzniesser dieser Aktion sind auch die 2/3 (750) Fischerkollegen, welche nicht dem Verein angehören.
Im Mai 1973 herrschte Grossalarm, der rechtsseitige Linthdamm barst. Nur mit gezieltem Einsatz konnte das Schlimmste verhütet werden.
Dank dem Einsatz der Polizei gelang in einer Dezembernacht im Jahre 1974 die Festnahme zweier Gauner, die mit grossen Dreiangeln laichenden Grossforellen schränzten. Gibt es noch etwas Gemeineres gegenüber der Kreatur?
Als Meilenstein in der 30jährigen Vereinsgeschichte gilt der 26. Mai 1975. An diesem Tag fand die denk-würdige Aussprache im Schloss Grynau statt, an der eine 2monatige Sperre der Schifffahrt im Linthkanal bei einem für Jungfische gefährlichen Pegelstand von 419.10 bis 419.80 Tatsache wurde. Dies gilt für die Monate Mai und Juni. Anwesende an diesem Abend: Hr. P. Meier (Linthingenieur), Vertreter der Schifffahrt, Vertreter der Fischerei, 3 Mitglieder des SVL.
Im Namen des Fischereivereins möchte ich allen Beteiligten für ihr Verständnis und die Einsicht, auch denjenigen, welchen ein Zugeständnis schwer fiel, recht herzlich danken. Viele tausend Jungfische mussten durch diesen Beschluss nicht elend auf dem Trockenen verenden.
Seit Jahren bemüht sich der Verein seinen Mitgliedern etwas zu bieten. So werden unter Anderem Filetier- und Fliegenfischerkurse bei genügendem Interesse durchgeführt. Fischerweekend, Leugelwettfischen mit abschliessendem Fischschmaus. Abfischen des Seitengrabens mit Elektro-Gerät, sowie das traditionelle Felchenessen, sind alles Begebenheiten die zur Förderung der Kameradschaft dienen.
Mit einer Eingabe an die Gemeinde Bilten und die Baudirektion Glarus, den Fischern die bis Dato verbotene Zufahrt, sowie die Benützung des Parkplatzes parallel zur Autobahn im sogenannten „Lochli" in Bilten zu gestalten, wurde von beiden Instanzen im Frühjahr 1980 in verdankenswerter Weise bewilligt. Der Vorstand hofft, dass sich alle Mitglieder durch diszipliniertes Fahren auf der Flurstrasse, nicht den Unwillen der Fuss-gänger zu zieht. Das gleiche gilt auf dem Parkplatz, ansonst das Verbot wieder in Kraft tritt.
Erstmals seit der Vereinsgründung fand im Gasthaus Grynau am 10. April 1980 ein Diskussionsabend statt, zu der die Herren Dr. Bühle und Straub Jagd- und Fischereiverwalter des Kantons St. Gallen und Zürich, sowie Fischereiaufseher Hr. Riget unserer Einladung Folge leisteten.
Verschiedene aktuelle Themen konnten so auf eine erspriessliche Art und Weise bereinigt werden. Alle Beteiligten hegten den Wunsch, bei auftretenden Ungereimtheiten oder Problemen, sich erneut zusammen zu setzen.
Ich hoffe, dass es mir gelungen ist, die 30 Jahre SVL Geschichte aufschlussreich zu illustrieren. Es ist mir ein Bedürfnis, meinen ehrlichen und aufrichtigen Dank auszusprechen, all jenen die zum Wohle des Vereins, der Fischerei und der Kameradschaft ihren Beitrag geleistet haben.
Dem Vereinsschiff wünsche ich flotte Fahrt und ein kräftiges Petri-Heil für die nächsten 30 Jahre.
Der Präsident